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Was versteht man unter gehirngerechtem Lernen?

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Gehirngerecht sind laut Erkenntnissen der Neurodidaktik Lernmethoden, die mit und nicht gegen das Gehirn arbeiten. Das bedeutet, sie eignen sich sehr viel besser für die Struktur des menschlichen Gehirns als der klassische Frontalunterricht und das Auswendig lernen von Fakten. Viele Probleme beim Lernen entstehen, weil die Lernweise nicht gehirngerecht ist. Gehirngerechtes Lernen ist nachhaltiger, denn der Lernprozess wird wirkungsvoll unterstützt. Dafür werden verschiedene Techniken wie das Visualisieren, die Akustik und das Spiel eingesetzt. Auch positive Emotionen und Motivation spielen eine wichtige Rolle beim Erlernen neuer Fähigkeiten.

Tipps für gehirngerechtes Lernen

Beim gehirngerechten Lernen geht es darum, zur gleichen Zeit mehrere Bereiche des Hirns zu stimulieren. Auf diesem Weg erreichen Sie eine höhere Aufnahme- und Merkfähigkeit. Der Ansatz geht außerdem davon aus, dass das menschliche Hirn von Natur aus gerne lernt. Die Methoden des gehirngerechten Lernens unterstützen die Arbeitsweise des Gehirns, indem sie die Lust und Neugierde auf neue Inhalte wecken.

Außerdem geht das gehirngerechte Lernen von der Annahme aus, dass die Gehirnleistung veränderbar ist und trainiert werden kann. Folgende Punkte sind wichtig, um effektiv lernen und das Gelernte behalten zu können:

  • Spaß: Lernen sollte Freude machen und der Lernstoff daher ansprechend verpackt sein. Der Grund: Menschen können sich Dinge, die für sie interessant und relevant sind, leichter merken. Das Hirn behält solche Informationen besser im Gedächtnis.
  • Struktur: Um sich Dinge langfristig merken zu können, brauchen wir ein strukturiertes Vorgehen beim Lernen und häufige Wiederholungen. Ablenkungen sind zu vermeiden.
  • Bekannte Szenarien: Der Lernstoff sollte sich auf die Lebenswelt der Lernenden beziehen – auch wenn es sich um abstrakte Informationen handelt. Diese sind so zu verpacken, dass sie an die Erfahrungen der Schüler anschließen.
  • Kleine, kurze Lerneinheiten: Sicher kennen Sie das Gefühl, dass sie das Gelernte schnell wieder vergessen, wenn Sie sich zu viel auf einmal aneignen wollten. Damit das Hirn neue Informationen aufnehmen kann, müssen diese auf gut verdauliche Einheiten heruntergebrochen werden. So hat es die Möglichkeit, auch komplexes Wissen vom Kurzzeit- ins Langzeitgedächtnis zu übertragen.
  • Mit allen Sinnen: Lernen kann auf vielen Wegen passieren und ist so vielfältig wie wir Menschen. Je nach individueller Vorliebe lernt man, indem man sieht, hört, riecht, tastet und/oder fühlt. Untersuchungen zeigen, dass das Hirn Inhalte über eine größere Zahl neuronaler Netze aufnimmt und speichert, wenn während des Lernens mehrere Sinne aktiviert sind.
  • Regelmäßige Pausen: Wir sind nur bei regelmäßigen und häufigen Pausen wirklich leistungsfähig. So sollten Sie nach spätestens 45 Minuten eine Pause machen, um ihm Zeit zur Erholung zu geben. Während der Pause sollte man auf Tätigkeiten verzichten, die zu viel Aufmerksamkeit fordern. Besser ist es, Sport zu treiben, Musik zu hören oder eine Runde spazieren zu gehen. Anschließend können wir neuen Input aufnehmen.
  • Lerneinheiten aufeinander aufbauen: Tiefergehende Informationen können nur dann richtig verarbeitet werden, wenn wir die Grundlagen verstanden haben. Das bedeutet, Lernen baut aufeinander auf, und neue Sachverhalte können nur dann nachhaltig gespeichert werden, wenn das Grundlagenwissen bereits vorhanden ist.

 

Akustisch lernen

Wir lernen unter anderem durchs Hören – eine Lernmethode, auf die auch der Frontalunterricht gut ausgelegt ist. Eine wirkungsvolle Methode ist das laute Vorlesen von Texten aus Büchern und Notizen. Dadurch, dass Sie sich die Inhalte selbst vorlesen, lassen Sie Ihr Ohr am Lernprozess teilhaben. Dieses kann das Gelesene so besonders gut erfassen. Natürlich können Sie sich auch Unterstützung holen und beispielsweise Ihren Partner einspringen und vorlesen lassen.

Auch Audio-Medien wie Hörbücher können helfen, die Lernerfahrung zu verbessern. Gerade beim Erlernen von Fremdsprachen verwenden viele Leute Hörbücher oder digitale Audiodateien und Sprachlernmodule. Besonders effizient ist diese Art des Lernens wahrscheinlich auch, weil sich das Anhören von Geschichten kaum wie Arbeit anfühlt. Neben Tonaufnahmen erweisen sich auch Podcasts als sehr hilfreich für das akustische Lernen.

Gedächtnisstütze

Während laute Musik eher hinderlich für konzentriertes Lernen ist, kann der Rhythmus eines bestimmten Lieds dabei helfen, Inhalte zuverlässig abzuspeichern und wieder abzurufen. So kann man zum Beispiel Vokabeln gut über eine passende Melodie oder einen Rhythmus ins Gedächtnis katapultieren.

Auch das Halten von Vorträgen kann helfen, einmal Gelerntes langfristig im Gedächtnis zu behalten. Wenn das Gelernte schon einigermaßen sitzt, helfen laut ausgesprochene Erklärungen und das Wiederholen des Wissens in den eigenen Worten, den Überblick zu behalten und sich die Inhalte noch besser einzuprägen. Häufig fallen so auch mögliche Wissenslücken auf.

Spielerisch lernen

Spielen wirkt aktivierend, kann aber auch einen entspannenden Effekt haben. Einen ausgeprägten Spieltrieb haben übrigens nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene. Diese menschliche Eigenschaft können Sie sich also sowohl in der Pädagogik (Kita und Schule) als auch in der Erwachsenenbildung zunutze machen.

Ein großer Vorteil des spielerischen Lernens ist, dass es das Lernen durch Versuch und Irrtum ermöglicht. Damit geht einher, dass Fehler sein dürfen und sollen – denn auch sie sind für das Lernen förderlich. Spielen vereint Wissen mit Spaß und steht in enger Verbindung mit dem handlungsorientierten Lernen. Durch das Spiel eignen sich die Lernenden die Inhalte auf interaktive Art und Weise an. Sie werden mit neuen Herausforderungen konfrontiert und erlernen so neue Kompetenzen.

Aufgabenstellungen variieren

Eine Möglichkeit, Lernsituationen spielerisch zu gestalten, sind kreative, offene Aufgabenstellungen, die als „Türen“ funktionieren und die Lernenden animieren, sich ein gewisses Thema – in der Gruppe oder allein – anzueignen. Dafür ist es wichtig, dass die Aufgaben spannend formuliert sind und an die Lebens- und Erfahrungswelt der jeweiligen Personen anknüpfen.

Solche offenen Aufgabenstellungen laden den Lernenden zum Spielen, Ergründen, Suchen und Interpretieren ein. Durch den spielerischen Charakter des Lernprozesses steigt die intrinsische Motivation der Lernenden. Sie übernehmen selbst Verantwortung für ihren Lernprozess und lernen aus Spaß und Interesse am Thema.

Ein Beispiel für spielerische Lernformate sind solche, die den Lernstoff mit Aktivitäten wie Besuchen im Museum verbinden. Im Kommen sind seit einigen Jahren außerdem gamifizierte Tools und Apps, die aus dem gesamten Lernprozess ein Spiel machen. Hier können die Lernenden ihre Fortschritte auf verschiedene Art und Weise dokumentieren, ihr Wissen in Fragerunden testen etc.

Techniken für gehirngerechtes Lernen

Die folgenden Techniken aus der Neurowissenschaft helfen beim gehirngerechten Lernen:

  • Arbeitsfläche freiräumen: Damit Ablenkungen erst gar keine Chance haben und Sie sich ganz auf Ihre Arbeit konzentrieren können, sollten Sie Ihren Arbeitstisch möglichst karg gestalten.
  • Überforderung vermeiden: Gerade wenn Sie schnell unmotiviert sind, ist es wichtig, den Lernprozess langsam aufzubauen und mit kleinen, einfacheren Aufgaben zu beginnen. Sie werden merken, dass Sie nach dem ersten Erfolgserlebnis weitere Herausforderungen wollen.
  • In Etappen lernen: Der Lernprozess sollte in möglichst viele kleine Schritte eingeteilt werden. Damit überzeugen Sie sich selbst, dass die Aufgabe machbar ist. Unüberschaubare Aufgaben dagegen werden negativ beurteilt, wodurch die Motivation sinkt.
  • Zwischenziele setzen und belohnen: Wichtig ist es auch, sich zu Beginn Etappenziele zu setzen. Hat man diese erreicht, ist eine kleine Belohnung – beispielsweise eine kleine Süßigkeit oder eine Einheit Sport – fällig.
  • Leistungsfähige Phasen nutzen: Jeder Mensch hat einen anderen Biorhythmus und tut gut daran, sich die herausforderndsten Aufgaben in seine aktiven Zeiten zu legen. Die meisten Menschen sind zwischen neun und elf Uhr vormittags am leistungsfähigsten.

Pausen, Kreativität und Bewegung

Doch nicht nur darauf gilt es zu achten. Wie bereits erwähnt, sind wir nicht fähig, sich für sehr lange Zeiten am Stück zu konzentrieren. Nach 45 Minuten ist eine Pause fällig, die mindestens 20 Minuten dauern sollte. Und da unser Denkapparat während des Schlafens weiterarbeitet, sollten Sie sich besonders anspruchsvolle Fragestellungen vor dem Zubettgehen noch einmal ansehen. Darüber hinaus ist genug Schlaf natürlich eine wichtige Voraussetzung für erfolgreiches Lernen.

Ein weiterer Tipp: Wer mit anderen Menschen über das Gelernte spricht, kann es später leichter abrufen. Das liegt daran, dass das Hirn die Informationen durch die Wiederholung intensiver miteinander verknüpft. Zudem helfen Kreativitätstechniken wie Brainstorming oder Mindmapping, Ideen zu finden und Probleme zu lösen. Wichtig ist es dabei, möglichst unvoreingenommen an die jeweiligen Fragen heranzugehen.

Zu guter Letzt tut Sport dem Gehirn und daher auch dem Lernen gut. So lässt Ausdauersport die Gehirnzellen im Hippocampus – also dem Teil des Hirns, der verantwortlich ist für Lernprozesse und die Gedächtnisleistung – nachwachsen. Zudem wirkt sich Sport positiv auf die Serotoninkonzentration im Blut aus und steigert so die allgemeine Leistungsfähigkeit.

 

Fazit

Gehirngerecht lernen wir, wenn wir so lernen, wie das Gehirn es am besten kann. Die Vertreter des Ansatzes sind der Meinung, dass wir dann am besten lernen, wenn wir Lust aufs Lernen haben. Das wiederum setzt voraus, dass Menschen Dinge lernen, die für sie relevant sind und an denen sie Spaß haben. Gemäß dem gehirngerechten Lernen ist das Wissen also ansprechend und spielerisch aufzubereiten.